Fastnacht beim Grötzinger Narrensprung - DRK Rüppurr versorgt Besucher
30 Erkrankte Personen in 3 Stunden - Vorwiegend betrunkene Jugendliche als Patientengruppe.
Es war 12 Uhr, als sich die Kameraden des DRK Rüppurr zusammen mit anderen Gliederungen des DRK und dem ASB Karlsruhe zum Umzug in Grötzingen trafen. Wie die vergangenen Jahre auch, übernahm das DRK Rüppurr mit dem Betrieb des medizinischen Zentrums (Sanitätsstation) eine Schlüsselfunktion in diesem Einsatzgeschehen. Die Nutzung des LKWs und des ELWs war dieses Jahr wegen diverser Mängel an den beiden Fahrzeugen nicht möglich. Der Umbau des alten Rettungswagens zu einer "Mobilen Sanitätsstation" (MOBSAN) war soweit abgeschlossen, so dass die Nutzung des Fahrzeuges in diesem Rahmen möglich war. Nun ja, alle Geräte waren noch nicht an ihrem Platz, konnten aber sicher verstaut werden. Zu der grundlegenden Beladung für 9 Liegeplätze wurden noch 6 zusätzliche Klapptragen auf der Rolltrage des ehemaligen RTWs mit Gurten verzurrt. Somit wäre die Kapazität von 15 Patienten möglich gewesen.
Die elektrische Rolltrage, stellte mit den beiden Klapptragen auf Abstellböcken die Monitorplätze da. Diese wurden mit Notfallrucksäcken, Beatmungsmöglichkeiten, elektrischen Absaugvorrichtungen und medizinischem Sauerstoff sowie Notfallmedikamenten ausgestattet. Hier wäre es theoretisch möglich drei Patienten wie in einem Rettungswagen zu versorgen. Alles war vorhanden, um die lebenswichtigen Funktionen des menschlichen Körpers aufrecht zu erhalten. Auch das einleiten einer Narkose wäre, wenn nötig, möglich gewesen. Das DRK Rüppurr ist mit aktueller Technik ausgestattet.
An den anderen Plätzen wurden ebenso Notfallrucksäcke ausgelegt, um dort die Grundfunktionen und Werte wie Blutdruck, Sauerstoffsättigung des Blutes, Temperatur und den Blutzucker zu messen. Ebenso stand eine Beatmungsmöglichkeit, Sauerstoff und eine manuelle Absaugung zur Verfügung. Ein EKG gab es hier nicht. Zum überwachen eines alkoholisierten Gastes reichen diese Werte und Geräte absolut aus.
Schon vor dem Beginn des Umzuges wurde durch den Sicherheitsdienst ein sehr stark alkoholisierter Jugendlicher mit 17 Jahren in unsere Einrichtung verbracht. Dieser Patient war als bewusstlos einzustufen, die Vitalfunktionen waren gut, so dass man sich in Rücksprache mit dem auf dem Dienst befindlichen Notarzt auf den Beginn einer Infusionstherapie einigte und ihn am Monitorplatz überwachte. Nach 3 Infusionen und 3 Stunden später konnte der Patient, ohne den Umzug jemals gesehen zu haben, von zwei Helfern gestützt seinen Eltern übergeben werden. Natürlich wurden die Eltern genau instruiert, auf was sie in den kommenden Stunden zu achten hatten. Die 1,5 Liter Kochsalzlösung und 3 Stunden Schlaf sorgten dafür, dass unser Kunde nicht die Nacht in einer Klinik verbringen musste. Ähnliche Fälle, mit weit aus höheren Beeinträchtigungen der Kreislauffunktionen und des Bewusstseins, erreichten unsere Kameraden dann im 10 Minuten Takt. Kaum war ein Patient "nichtärztlich vorgesichtet", registriert, die Kreislaufwerte erhoben und eine Infusionstherapie begonnen, schlug schon der nächste Patient an unserer Türschwelle auf. Es war kurz um - alles dabei. Alkohol, Schläge und Tritte in alle Körperregionen, Augenverletzungen durch Pfefferspray oder andere Reizstoffe, Kopfplatzwunden, aufgeplatzte Lippen usw.
Einige Patienten konnten mit ihren Begleitern den Weg in einem Taxi in ein Krankenhaus oder nach Hause finden. Andere wollten keine Versorgung und lehnten diese trotz der Gefahr eines Folgeschadens ab. Nicht jede Übergabe an die Eltern verlief harmonisch. Da wurde der eine Familienvater von seiner Tochter alles genannt. Sie wäre 16 Jahre alt und er hätte kein Recht über sie zu bestimmen. Kurz um erlebten die Kollegen das "Über-die-Schulter-werfen" der Tochter welche unter mächtigem Geschrei auf den Schultern des Vaters das MC verlassen durfte. Man sah der begleitenden Mutter die Scham förmlich an. Als Vater von zwei kleinen Töchtern freut man sich bei solchen Bildern auf ähnliche Veranstaltungen. Man wird natürlich auch von den Kameraden immer wieder mit einem Lächeln hieran erinnert. :-) Als verantwortlicher Notfallsanitäter geht man mit sehr gemischten Gefühlen an solche Dienste heran. Immer wieder versuchen junge Menschen ihre Grenzen auszuloten. Wenn dies nur mit Alkohol getestet wird ist das ja noch beherrschbar, kommen aber an dieser Stelle auch Drogen, Modedrogen, Medikamente oder noch schlimmer Psychopharmaka in Spiel, können die Auswirkungen sehr schnell auch die Fähigkeiten eines Notfallsanitäters an seine Grenzen bringen. Wie jedes Jahr steht aber auch dieser Veranstaltung ein Leitender Notarzt zur Seite, der bei Fragen immer zur Verfügung steht, und weiß was das Personal alles kann. Weiter sind solche Einsätze auch gute Übungen für einen Großschadensfall. Hier wird in einer Schadenslage auch nicht immer sofort ein Notarzt zur Verfügung stehen, um dem Fachpersonal die "Hand zu halten". Eine gewisse Schlagzahl an Patienten gemischt mit unterschiedlichen Krankheitsbildern sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Für einen unserer jungen Kollegen, 16 Jahre, war es die erste Fastnachtsveranstaltung in dieser Größe. "Ja man ist geschafft, es war anstrengend aber alle hatten stets gute Laune."
Unser Beladungskonzept und die Ausstattung des Materials sich als richtig erwiesen haben. Alle Rucksäcke gleich einzurichten und sich von unterschiedlichen Modellen zu trennen war ein gute Entscheidung. Am 11 Februar, wird dasselbe Team mit demselben Material in der Friedrichschule in Durlach nochmal ein MC aufbauen. Wie in Grötzingen unterstützt durch den ASB, wird in Durlach eine Gruppe von MHD Helfern uns tatkräftig bei Seite stehen. Die organisationsübergreifende Arbeit macht allen sehr viel Spass. Seit über zwanzig Jahren arbeiten die Organisationen in Form der "Arbeitsgemeinschaft Sanitätsdienst und Schnelleinsatzgruppen" Hand in Hand im Karlsruher Stadtkreis zusammen.